Das Projekt Spinne sein

Stellen Sie sich vor, Sie könnten die Welt aus der Perspektive einer Spinne mit ihren eigenen Sinnen erleben. In einer multisensorische, interaktive VR-Anwendung nähern sich Besucher:innen an das Erleben der Spinne an. Als Vierfleck-Zartspinne gehen sie in der Nacht auf Insektenjagd. Sie spüren diese mit Hilfe von hochsensiblen Sinneshaaren, die Luftströmungen wahrnehmen, sowie mit Spaltsensoren, die feinste Vibrationen registrieren, auf. Das VR-Ausstellungsmodul wird im Rahmen der Ausstellung „Museum of the Future“ ab September 2025 im Museum für Gestaltung Zürich zu sehen sein.

Ausstellung «Museum of the Future»

Die Experience «Spinne sein» wird ab September 2025 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert, als Beitrag zum Forschungs- und Kommunikationsprojekt «Museum of the Future» des Museums für Gestaltung Zürich und des Naturhistorischen Museums der UZH.

Ausstellungstournee 2026–28

Geplant ist, dass das Ausstellungsmodul in mehreren Schweizer Naturmuseen gezeigt wird (z. B. Naturmuseum Solothurn, Naturama Aarau, Naturmuseum St. Gallen). Als weitere Einsatzmöglichkeiten werden Auftritte an Events, Festivals, Konferenzen und Messe- Auftritte in Betracht gezogen (zB.: Scientifica, Phänomena, ScienceComm, ScienceWeek Berlin, Biodiversity-Events, uam.).

Die Sinneswahrnehmung und das Leben der Vierfleck-Zartspinne

Die Vierfleck-Zartspinne (Anyphaena accentuata) lebt auf Laubbäumen und Sträuchern. Ihr Lebensraum erstreckt sich von Europa bis Zentralasien. Sie ist in der Schweiz recht häufig. Nachts sitzt sie auf Bäumen wo sie auf Beute lauert. Mit ihrem hochsensiblen Sinn für Luftströmungen kann sie Luftbewegungen von fliegenden Insekten wahrnehmen, diese orten und mit einem gezielten Sprung fangen. Die Wahrnehmung erfolgt über Trichobothrien, lange, hauchdünne Härchen, die so empfindlich sind, dass sie bereits durch wenige Luftmoleküle in Bewegung versetzt werden. Mit ihrem ebenso empfindlichen Vibrationssinn nimmt sie auf der Pflanze laufende Insekten wahr und ergreift sie, sobald sie ihr nahe genug kommen. Bei der Balz spielt die Kommunikation mittels Vibrationssinn ebenfalls eine wichtige Rolle.

Biodiversität und das 6. grosse Artensterben

In der Vermittlung konzentriert sich das Projekt auf den Biodiversitätsverlust und die Sensibilisierung: Das aktuelle, vom Menschen verursachte Massenaussterben (Ceballos et al., 2017) betrifft insbesondere Insekten, Spinnen und andere Kleinlebewesen. Eine vielbeachtete Langzeitstudie belegt, dass die Biomasse gefangener Fluginsekten in deutschen Naturschutzgebieten innerhalb von 27 Jahren um 75 Prozent zurückgegangen ist (Hallmann et al., 2017). Angesichts dieser alarmierenden Fakten stellt sich die Frage, wie wir alle bedrohten Arten besser schützen und einen respektvollen Umgang mit unseren Mitgeschöpfen finden können. Mit modernster Technik zeigen wir einen Weg auf, wie Menschen sich in die Perspektive der Spinne hineinversetzen und für ihre Lebensweise sensibilisiert werden können.

Vorarbeit

Den Ausgangspunkt des Forschungsprojekts bilden der VR-360°-Film der Masterarbeit von Barbara Schuler «Mit den Sinnen einer Spinne – Ein arachnozentrisches Erlebnis» und das darauf aufbauende Junior Research in Design. Gefördert durch das Dossier Nachhaltigkeit, Förderprogramm 2023, wurden zwei interaktive Virtual-Reality-Erlebnisse entwickelt, die zum immersiven Eintauchen in die Lebenswelt der Spinne einladen.

Evaluation

Anhand des Ausstellungsmoduls sollen die Thesen überprüft werden, ob 1. die Einstellung des Menschen gegenüber Spinnentieren positiv beeinflusst werden kann und 2. wie groß das Potential ist, durch ein multisensorisches Erlebnis für Biodiversität und Artenschutz zu sensibilisieren. Ziel ist es, durch Wirkungsforschung neue Erkenntnisse über die Sensibilisierung für den Artenschutz und den Umgang mit der Biodiversitätskrise zu gewinnen.


using allyou.net